Vereins-Rundschreiben, März 2009

Hallo und auf ein baldiges Wiedersehen in Deutschland, das möchten wir allen unseren Freunden, Verwandten, Sympathisanten, Mitstreitern, Sponsoren und allen, die uns verbunden sind, auf diesem Wege sagen. Gleich vorab ein dickes Dankeschön an alle, die unser Projekt „Goldkinder Mae Sai“ freundlicherweise unterstützt haben. Nur so war es überhaupt möglich, wieder so viel an überlebenswichtigen und freudebringenden Hilfsgütern von Deutschland aus nach Mae Sai zu bringen. Es bedurfte einer sehr fundierten Organisation, Hilfsbereitschaft, Einsatzbereitschaft, Verlässlichkeit, Großzügigkeit und Toleranz, um alles nahtlos im Sinne der Kinder zu erfüllen

maedijunge

Nun aber zu meinem, wie immer von Herzen kommenden Bericht. Von mir, die naturgemäß Kinder über alles liebt und sehr, sehr froh darüber ist, wenigsten einen kleinen Beitrag leisten zu können, der ungerechten Armut auf dieser Welt zu begegnen – mit Hilfe ebenso denkender und fühlender Freunde.

Am 20. Januar reisten wir zusammen mit unseren Coburger Freunden, Joachim Gronau und Angela Janeke-Gronau mit dem Bus von Chiang Mai nach Mae Sai; eine interessante Fahrt über mehr als 200 Kilometer durch den bergigen Norden Thailands. Im Reisegepäck hatten wir viele Sachspenden, die Angela und Achim in Deutschland gesammelt hatten. Leider wird diese Sammelaktion immer durch die Gewichtslimitierung des Reisegepäcks bei Flügen begrenzt . Aber da wir wissen, wie sehr sich die Kinder über jede Art von Mitbringsel freuen, wird jedes mögliche Kilogramm ausgenutzt.

Im Projekt wurden wir schon mit Ungeduld erwartet, vor allem von „unseren Kindern“, die uns in Ko Lanta besuchen durften. Sie hatten sich im Kalender notiert, wann wir kommen. Die Wiedersehensfreude war riesengroß, natürlich auch die Freude bei den anderen Kindern. Wir erfuhren vom Projektleiter Ngaow, dass unsere Besucherkinder ganz viel von ihrer Reise berichtet haben, viele Geschichten erzählen konnten, unendlich geschwärmt haben und am liebsten gleich wieder mitfahren würden. Das Problem war nun, dass natürlich in Zukunft alle 120 Kinder zu uns kommen wollten… Wie gern würden wir das auch wollen, wären da nicht diese 2000 km zwischen uns !!!

Was gab es Neues im Projekt im Vergleich zum letzten Jahr ? Auffällig schien uns, dass sehr wenig Personal für die Betreuung der Kinder zu sehen war. Die Kinder schienen sich sehr viel selbst überlassen zu sein. Ngaow bestätigte diese Vermutung. Zur Zeit gab es nur 6 Betreuer für 120 Kinder, d.h. für mich im Klartext, umgerechnet 3 Elternpaare für 120 Kinder und somit 40 Kinder pro Elternpaar. Man kann sich die Überforderung wohl vorstellen, vor allem unter den Bedingungen: ohne Strom (nur Notstrom), ohne fließend Wasser, ohne Kühlschrank, ohne Waschmaschine, ohne Möbel, ohne Dusche, ohne eben alles, was uns inzwischen standardmäßig das Leben erleichtert. Erschüttert mussten wir auch feststellen, dass die Kinder nicht mehr am Tisch ihre Mahlzeiten einnahmen, sondern zum Essen auf dem Fußboden saßen und zum Teil zu zweit von einem Teller aßen. Die Tische, Stühle, Teller reichen nicht mehr für alle. Aber allem Anschein nach, schien das niemanden zu stören oder gar der Auslöser für Streitereien zu sein. Ich stellen mir gerader unsere deutschen Kinder vor: wenn zwei Geschwister von einem Teller essen sollten, wie viel Konflikt- und Streitpotential würde da zwangsläufig entstehen!! („Die hat ein größeres Stück, der muß nicht soviel Gemüse essen.“)

imwasser

Traurig war ich mein Anblick unserer Subapon. In Ko Lanta hatte ich mich immer über ihre wunderbar glänzenden Haare gefreut und sie oft fotografiert (man sieht Subapon auch auf unserer Startseite von unser Website “Goldkinder“). Sie trug eine Kapuze, die fest zugebunden war. Als ich versuchte, die Kapuze (es war sehr heiß) zu lüften, hielt sie diese ganz erschrocken zusammen. Offensichtlich hatte sie Läuse und schämte sich sehr. Ich konnte ihr nicht mal helfen, denn es gab in der Apotheke kein Läusemittel und nirgendwo konnte ich Kokosöl auftreiben, was die Läuse auf natürliche Weise bekämpft hätte. Als ich 4 Wochen später erneut im Projekt war, hatte sie übrigens ein riesengroßes Kapuzenshirt an, sie hätte 4 mal hineingepasst. Es schien die einzige Kapuze zu sein, die im Projekt vorhanden war, und die hing eben an diesem riesengroßen Shirt, was sie mindestens die 3 Tage trug, als wir zu Besuch waren.

waeschemachen

Achim und Angela waren sehr beeindruckt von ihrem Besuch bei den Kindern, so hatten sie es sich nicht vorgestellt. Soviel Armut, aber auch soviel kindliche Freude, Spontanität, Hilfsbereitschaft, Kreativität, Dankbarkeit und Zufriedenheit. Sie wollen nun erst recht über Möglichkeiten nachdenken, das Projekt auch in Zukunft zu unterstützen.

Wir verbrachten mit den Kindern ein paar schöne Tage in vertrauter Atmosphäre mit so mancher Streicheleinheit, die allen gut tat. Ich werde inzwischen von vielen Kindern mit „MAMI“ betitelt. Das gab mir das Gefühl, den Kindern wenigstens ein bisschen mütterliche Zuwendung geben zu können…

Der Abschied im Januar war glücklicherweise nicht so traurig wie sonst, denn Günter und ich würden ja 4 Wochen später wieder dort sein, jenes Mal, um die Kinder zu impfen. Und so war es dann auch. Diesmal reisten unsere Meininger Freunde Uta und Rainer Kretzer an und brachten ganz viel wunderbare Sachen für die Kinder mit: Kleidung, Schuhe, Bälle, Tischtennis- und Federballschläger, Malstifte, Malblöcke, Kuscheltiere, Spielzeugautos und mehr. Von uns gab es dann noch ein paar Märchenbücher in thailändischer Sprache, Rucksäcke, Taschen, Spielzeug, Süßigkeiten, Muscheln dazu. Alles in allem wieder eine stolze Sammlung von Hilfsgütern. Die Kinder konnten es kaum erwarten sich etwas aussuchen zu dürfen. Aber wir hatten ja vorher noch eine große Aufgabe zu bewältigen: die Impfung von 50 Kindern gegen Diphtherie, Tetanus und Kinderlähmung. Dazu hatten wir in großen vorbereitenden Aktionen die Impfstoffe in Deutschland besorgt und unsere Freunde aus Meiningen hatten sie, die Kühlkette einhaltend, nach Thailand befördert. Bei den hier herrschenden Temperaturen um 30 Grad logistisch ein kniffliges Unterfangen. Aber wir haben ja mehrjährige Erfahrungen mit dieser Aktion. Alles hat reibungslos geklappt . An dieser Stelle ein ganz, ganz großes Dankeschön an die Firma SPMSD in Leimen, besonders an Dr. Mathias Baier und Frau Annekathrin Petersdorf, die einen ungewöhnlich großen Einsatz leisteten, damit die Impfstoffe ihren Zielort erreichten. Und zu unserer ganz großen Freude wurden die 50 Impfstoffe von der Firma SPMSD gesponsert, wir haben also eine ganze Menge Geld gespart und konnten es in Mae Sai als Geldspende überreichen, insgesamt 1500 Euro. Dieser Betrag ist im Vorfeld auf unser Vereinskonto eingegangen. Ich finde, eine stolze Leistung seit Gründung des Vereins im Juli 2008 !

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Die Impfung der ca. 50 Kinder verlief dann gewohnt reibungslos: jeder hatte seine Aufgabe. Spritzen mit Kanülen versehen, Kinderoberarme gründlich mit Alkoholtupfer reinigen (zwischen. 1 bis 4 !! Tupfer pro Kind), ängstliche Kinder sanft fixieren und gleichzeitig tröstende, ermunternde Worte sprechen, impfen, Pflaster kleben und die vielen glücklichen, erleichterten Gesichter sehen, das befreiende Durchatmen hören, wenn alles vorbei war …

Wir haben zusammen mit Uta und Rainer ein paar eindrucksvolle Tage verbracht, Erkenntnisse gewonnen, die unter die Haut gingen, sehr viel Dankbarkeit und sehr viel Zuneigung bekommen und ein bisschen was davon zurückgeben können. Der Abschied fiel allen sehr schwer, es gab sowohl Tränen, Lächeln, Umarmungen, aber auch fassungsloses Erstarren, todernste Gesichter. Wir fühlten uns in dem Moment ziemlich hilflos, die Kinder so traurig zurückzulassen. Am liebsten hätten wir sie alle mitgenommen. Vor allem, als wir hörten, dass 2 Monate Ferien bevorstehen und nur 50 % der Kinder ein Zuhause haben, wohin sie in den Ferien können. Wie schmerzlich muß es für den großen Rest der Kinder sein, bei 2 Bezugspersonen für 40 Kinder!

Uns bleibt die Gewissheit, dass wir in einigen Monaten wieder nach Mae Sai reisen werden, mit Dingen, die den Kindern Freude bringen, mit Geld, was Ihnen zum Überleben hilft und mit viel Zuneigung und der Bereitschaft, Ihnen das zu zeigen.

In diesem Sinne grüße ich alle, die sich von meinem Bericht angesprochen fühlen und hoffe auf ein wenig Resonanz in Worten und in Taten.

gudrun

Eure Gudrun Daugs, Vereinsvorsitzende „Goldkinder Mae Sai„ , ab April wieder in Deutschland

  • 27. März 2009