Besuch im Projekt im August 2013
Liebe Freunde der Goldkinder, liebe Vereinsmitglieder, wie in meiner letzten Mail vom August 2013 an die Mitglieder des Vereins “ Goldkinder Mae Sai “ versprochen, möchte ich Euch nun ausführlich von meinem letzten Besuch im Kinderprojekt berichten.
Zusammen mit meiner Kollegin und Freundin Marie Louise van Aubel und Freundin und Vereinsmitglied Malgorzata Luijendijk flogen wir am 1.8.2013 nach Bangkok und am nächsten Tag weiter nach Chiang Rai, wo uns Projektleiter Ngaow pünktlich erwartete.
Wir hatten das grosse Glück, mit einer Airline zu fliegen, die 30 kg Reisegepäck pro Person zulässt, also fielen die sonst nötigen Anfragen wegen des Übergepäcks für den Transport von Hilfsgütern bei der Fluggesellschaft erfreulicherweise aus. Dafür hatten wir mit Oman Air keinen Direktflug, was sich im Nachhinein auch nicht gerade als unbeschwerlich erwies.
Aber wir konnten immerhin grosszügig , die sich bei mir inzwischen angesammelten Sachspenden einpacken und hatte grosse Vorfreude daran, wieder sehr schöne und nützliche Dingfür die Kinder mitzunehmen. Viele davon entstammten dem Fundus meiner Cousine Christiane, die seit Jahren an ihrer Berliner Schule fleissig die wunderbarsten nützlichen Dinge sammelt.
Und Begleiterin Malgorzata hatte, bedingt durch einen gerade überstandenen Umzug in einen anderen Wohnort, viele schöne Mädchensachen im Gepäck. Aber es gab einen anderen Wermutstropfen , denn wir mussten leider die geplante Impfaktion schweren Herzens ausfallen lassen.
Ich hatte mich , wie immer in den letzten Jahren, einige Woche vorher per Mail an eine Kollegin bei der Firma Sanofi MSD gewandt, die mich gut einordnen kann und immer sehr schnell und unbürokratisch die Impfstoffspende organisiert hat.
Leider bekam ich diesmal keine Antwort, auch nicht auf meine 2. Mail an die Firma direkt…eine örtliche Apotheke hätte die Impfstoffe zwar besorgt, bot aber keinen Preisnachlass an, so dass ich mich dagegen entschied, in der Hoffnung, es würde dann im Dezember , wenn ich den nächsten Besuch in Mae Sai plane, mit einem Sponsor klappen.
Erfreulicher- aber auch bedauerlicherweise rief die besagte Kollegin just in dem Moment zurück, als ich auf dem Weg zum Frankfurter Flughafen war….natürlich war es nun wirklich zu spät, aber ich habe immerhin die Zusage der Unterstützung für das Jahresende….sie war im Urlaub und hatte meine mail gerade erst bekommen.
Die Kinder waren von Ngaow schon moralisch auf das Impfen vorbereitet worden, deshalb gab es z T ängstliche Gesichter und fragende Blicke bei meiner Ankunft. Als Ngaow ankündigte, dass das Impfen vorerst ausfällt, war die Freude gross….eine ganz natürliche kindliche Reaktion…
In meiner kleinen Rede an die Kinder versprach ich bald wiederzukommen und dann mit den weniger beliebten Spritzen im Gepäck. Die 6.000 Euro vom Vereinskonto haben wir zum Glück sicher bis Mae Sai transportiert und sie dann dort zu unserer Entlastung schnell an Ngaow weitergegeben. Er war sichtlich gerührt und glücklich und betonte in vielen Gesprächen immer wieder, dass “ Doctor Daugs“ diejenige ist, die am längsten ( ca 13 Jahre) das Projekt unterstützt.
Es gab diesmal sehr viele von diesen Gesprächen, denn Ngaow kündigte uns an, sich Zeit für uns zu nehmen und uns all das zu zeigen , was wir uns wünschten und uns dorthin zu führen, wohin es uns zog. So musste er auch auf sehr viele Fragen von Marie Louise und Malgosia Antwort geben, überall wo wir waren, gab es für die zwei “ Neulinge“ unendlich viel zu erfahren und Ngaow hatte sie mit seiner warmherzigen, weltoffenen Art schnell in seinen Bann gezogen.
Wir waren beeindruckt , den Kindern beim Kochen, beim Essen austeilen und beim Essen zuzusehen…..besonders das säuberliche Auskratzen der angebrannten Reisreste aus dem Topfboden wurde von uns mit Wehmut und Unglaube registriert…offensichtlich waren einige der Kinder nicht satt geworden……beeindruckende Fotos entstanden bei der Gelegenheit von Hobbyfotografin Marie Louise.
Im Projekt gab es aktuell 40 Kinder, vorwiegend jüngere, die anderen 40 zum Projekt gehörenden , waren in der Region Chiang Rai untergebracht, wo sie die örtlichen Schulen oder die Uni besuchen und auch dort auch schlafen. Diese Lösung ist für die Kinder auch aus dem Grund optimaler, weil sie höhere Schulen besuchen können und das Schulgeld z T vom thailändischen Staat gezahlt wird, berichtete uns Ngaow.
Er spart so an Personalkosten im Projekt und die Kinder erhalten die einmalige Chance einer guten Schulbildung oder sogar eines Universitätsstudiums. Bei unserem Besuch hatten wir die einmalige Gelegenheit, fast allen Kindern ( ob gross, ob klein) auf einem grossen Reisfeld beim Reis anpflanzen zuzuschauen.
Am ersten Tag sahen wir sie nach der Arbeit auf dem Feld, als sie ins Projekt zurückkehrten, den Anblick werde ich nie vergessen…..sie waren soooooo schmutzig, hatten bis zu ihren Knien oder noch tiefer im moddrigen Schlamm gestanden , ihre Arme bis zum Ellenbogen zum Stecken der zarten Pflänzchen in den Modder getaucht, die Kleidung war voller Schlamm und wohl nie wieder ( mittels der dort üblichen Handwäsche) zu reinigen…sie waren hungrig von der Arbeit ( an ihrem schulfreien Samstag ) und müde….
Am nächsten Tag, an ihrem freien Sonntag , konnten wir se dann direkt auf dem Feld beim Reispflanzen setzten beobachten und waren sichtlich beeindruckt, mit welcher Disziplin und Freude, z T mit Gesang und Gelächter, sie dieser in gebückter Haltung körperlich schweren Arbeit nachgingen……Kinder im Alter von 6 bis 16 Jahren…..unvorstellbar für uns.
Aber für das Projekt ist der Reisanbau mit 2 Ernten pro Jahr eine wichtige Einnahmequelle. Inzwischen reicht der Ertrag über den Eigenbedarf hinaus zum Verkauf und bringt etwas Geld in die Kasse. Viel ist es nicht, für 1 Kilo !!! Reis gibt es ca 15 BHT, das sind nicht mal 4 Cent und wieviel Mühsal ist nötig, bevor man 1 Kilo dieser winzigen Körner zusammen hat.
Das ist wohl auch der Grund, weshalb man nun zusätzlich ein Kaffeanbauprojekt ins Leben gerufen hat. Zum Abschied schenkte uns Ngaow die ersten , sehr professionell gestalteten ( gmit dem Logo und den Kontaktdaten von Childlife) Kaffeetüten, natürlich mit köstlichem Inhalt des selbstgeernteten Kaffees aus den Bergen nahe Mae Sai. Eine tolle Idee finde ich, denn der Kaffe in Nordthailand ist sehr gut, man bekommt ihn in einigen Cafés zwar serviert, bisher aber sehr schwer zu kaufen…eine echte Marktlücke also.
Ich hoffe auf ganz viel Erfolg beim Kaffeeanbau! Ausserdem konnten wir im Projekt zusehen, wie gerade eine kleine Biogasanlage gebaut wurde. Sie soll das Gas für das Kochen der Mahlzeiten liefern, wir haben nicht schlecht gestaunt, welche Gedanken man sich trotz bescheidener Möglichkeiten zur alternativen Energiegewinnung macht. Von Ngaow haben wir uns gewünscht, ein typisches Heimatdorf der Kinder in den Bergen zu besuchen.
Wir waren zwar auf dem Weg dorthin, aber wegen starker Monsunregen mussten wir uns mit nicht mehr so authentischen, von königlichen Projekten geförderten, relativ gut strukturierten Akhadörfern zufriedengeben. Die eigentlichen, schwer zu findenden , versteckten Dörfer in den Bergen waren wegen des Regens und des unwegsamen Geländes unmöglich erreichbar und auf zuviel Abenteuer wollten wir uns nicht einlassen und auch Ngaow als Fahrer nicht in unnütze Gefahr bringen.
Trotzdem war es eine beeindruckende Fahrt durch das sog. Niemandsland, auf einer schmalen Strasse durch den Dschungel, rechts Thailand, links Burma, von Grenzvorrichtungen oder Militär keine Spur, obwohl man es sonst an der Grenze zwischen diesen beiden so gegensätzlichen, abgeschirmten Ländern ganz anders kennt.
In den Akhadörfern wurden wir durch Ngaows Anwesenheit und Erklärungen freundlich empfangen und durften nach Herzenslust fotografieren und neugierige Blicke werfen, was ohne ihn undenkbar gewesen wäre, denn es herrscht eine ausgesprochene Privatsphäre in diesen kleinen Dörfern und jeder Fremde fällt sofort auf. Wir erfuhren von Ngaow, dass diese Dörfer früher vom Drogenanbau und Drogenhandel gelebt haben und nun von Projekten, initiiert durch die königliche Familie, auf einen redlichen Lebensweg z B durch den Anbau von Kaffee gebracht wurden.
Es entstanden Dorfschulen, die Dörfer wurden elektrifiziert und durch den Ausbau von kleinen Strassen wurden sie an die Außenwelt angedockt. Als Abschluss wünschten wir uns von Ngaow noch den Besuch einer Schule, in die unsere Goldkinder täglich gehen.
Und das war wieder sooooooo beeindruckend, das Schuleben einer Grundschule in Thailand hautnah zu erleben. Alles schien sehr kindgerecht, farbenfroh, kreativ, kein bisschen streng und autoritär zu sein. Wir haben ganz viel Motive zum Fotografieren gehabt, die Kinder in ihrem Lerneifer zu beobachten, war einfach hinreissend.
Als wir in der Schulpause spontan zu einem Gruppenfoto nur von den Goldkindern aufriefen, musste ich herzlich lachen, nachdem ich den eindeutig von den anderen abzugrenzenden liebenswerten kleinen Haufen meiner “ Schmuddelkinder “ sah……schmuddlig, aber gesund und glücklich…und wenn man die Umstände kennt, unter denen sie ihre weissen Schulblusen und – hemden waschen, dann ist es fast verwunderlich, dass sie daran nicht verzweifeln….
Mit diesem Bild , was hoffentlich ein wenig vor Euren Augen entsteht, möchte ich meinen kleinen Reisebericht beenden , wie immer hoffend, ich konnte Euch etwas teilhaben lassen an den unbeschreiblichen Eindrücken einer solchen Reise oder Eure Neugier oder Euer Interesse wecken, das alles auch einmal hautnah selbst zu erleben.
In grosser Dankbarkeit für alles, was Ihr, liebe Freunde der Goldkinder, in das Projekt von Eurer Seite aus einbringt, verbleibe ich mit lieben Grüssen und in der Hoffnung auf weitere Treue,
Eure Gudrun