Besuch bei den Goldkindern im Juli 2014

Liebe Vereinsmitglieder und liebe treue Freunde der Goldkinder,
wie schon lange versprochen, möchte ich Euch heute von meinem letzten Besuch
in Mae Sai berichten.
In 4 Tagen mache ich mich schon wieder auf dem Weg nach Thailand, in 2 Tagen
findet noch unsere jährliche Mitgliederversammlung in Coburg statt, deshalb
ist es ein guter Zeitpunkt für mich, Bilanz zu ziehen und mit Zuversicht in
die Zukunft der Kinder im Hilfsprojekt zu blicken.

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Hinter mir liegen ein paar sehr intensive Monate, seit Juni habe ich meinen
Rückzug nach Deutschland vorbereitet, was wegen der Distanz von 1000 km zum
neuen Wohnort in der Nähe Berlins nicht so ganz einfach war. Aber nun ist es
im Groben geschafft, seit 5 Tagen habe ich mir nun in Rüdersdorf ein neues
Nest gebaut, und bin aber schon wieder in den Startlöchern für Thailand….
Soviel zum Vorspann, damit Ihr über die neue Situation informiert seid. Es
fühlt sich erstmal leichter für mich an, wenn der Vorstand des Vereins
wieder gemeinsam in Deutschland aktiv ist.

Nun aber zurück zum Thema…der Besuch der Goldkinder für 4 Tage Anfang Juli
2014.
Mit grosser Freude konnte ich eine Kollegin mit ihrem Ehemann und ihren
beiden erwachsenen Töchtern mit auf die Reise nehmen, alle 4 in Frankreich
wohnend.

Wir hatten das ganz grosse Glück bei Oman Air pro Person 30 kg Reisegepäck ,
als 150 kg zu befördern. Und wir haben das bis zum letzten Kilogramm
ausgenutzt!
Im Vorfeld haben wir dazu sehr fleissig Sachspendenden für unsere Kinder
gesammelt, wie üblich die Fundsachen einer Berliner Grundschule, die meine
Cousine Christiane immer akribisch aufbewahrt, wäscht und sortiert. Dazu
kamen eine ganz grosse Menge wunderschöner Mädchenkleidung der Tochter eines
Kollegen aus Frankreich , tolle Teeny Bekleidung aus Coburg und so manch
schönes Stück der beiden mitreisenden Französinnen.
Ganz besonders stolz bin ich aber auch über den “ mitreisenden“ Geldbeitrag
von 8.000 Euro gewesen, der absolute Maximalbetrag seitdem ich die
Goldkinder unterstütze, gespendet von Dezember 2013 bis Juni 2014. Eine
Wahnsinnssumme finde ich , und ich war froh, als ich die Verantwortung über
soviel Geld nach dem langen Transport über 10.000 km an Ngaow abgeben
konnte.
Auch Ngaow war sichtlich sprachlos wegen der riesigen , für ihn nicht zu
erwartenden Summe.
Neben der Spenden vom Vereinskonto hatte ich auch noch Bargeld im Gepäck, zB
hatte mir eine Kollegin kurz vor der Abreise 150 CHF in die Hand gedrückt,
als sie hörte, dass ich wieder nach Thailand gehe. Auch einige private
Spenden ergaben nochmal ca 100 Euro . Ich hatte mir dazu überlegt, das Geld
direkt einem bedürftiges Mädchen , das ausserhalb des Projektes lebt bzw
einer jungen Mutter von 3 Kindern zu schenken.
Bei der jungen Mutter handelt es sich um Gadeng, die ich seit Beginn des
Hilfsprojektes kenne und die zwischenzeitlich geheiratet hatte, Reisbäuerin
wurde und 2 Kinder bekam, bevor sie wieder zu Childlife nach Mae Sai
zurückging und dort nun das 3. Kind bekam.
Gadeng ist eine so aktive, frohsinnige, fleissige, warmherzige, aufmerksame
junge Frau, es ist eine grosse Freude, ihr zu begegnen. Sie arbeitet trotz
ihrer 3 kleinen Kinder im Kinderheim von früh bis spät, das jüngste Kind hat
sie sich um den Bauch gebunden und sie wird offensichtlich nie müde, mit den
Kindern von Childlife zu spielen, zu singen, zu basteln, zu beten oder sie
anzuleiten und zu erziehen.
Die Freude bei Gadeng über das Geld und die mitgebrachten Babysachen war
gross, sie hat mir aus Dankbarkeit einen sehr berührenden Brief zugesteckt.

Unser Programm bei den Kindern war dieses Mal sehr abwechslungsreich, die
beiden mitreisenden jungen Französinnen hatten sich allerhand
Freizeitaktivitäten für die Kinder ausgedacht und beide Seiten hatten
riesigen Spass miteinander. Eric , der Vater der beiden ,hatte für die
grossen Jungs einen sehr anspruchsvollen Montagebaukasten dabei und es wurde
ein tolles ferngesteuertes Auto zusammengebaut, eine bemerkenswerte Leistung
der Jungs, die so etwas mit Sicherheit noch nie in der Hand hatten. Stolz
wurde das Auto vorgeführt und ging mit Freude in das Eigentum der jungen
Männer über.

Meine Reisebegleiter wünschten sich, an einem evangelischen
Sonntagsgottesdienst in Mae Sai teilzunehmen und Ngaow sagte spontan zu,
dieses zu organisieren.
Es war ein sehr beeindruckendes Erlebnis für mich, was ich sicher nie mehr
vergessen werde.
Der Gottesdienst fand in einem Gemeindezentrum in Mae Sai statt und dauerte
ca 2 Stunden. Es war einfach wunderbar, mir ging das Herz auf, als ich
erleben durfte, wie „meine armseligen “ Kinder in sauberem , fast wie
Festkleidung anmutendem Outfit, zahlreich den Gemeinderaum ausfüllten, brav
auf ihren Stühlen sassen, sangen und beteten. Das Video und die Fotos davon
habe ich wegen meines Umzugs leider gerade nicht zur Verfügung, aber ich
schwöre Euch, es war Gänsehaut pur. Besonders beeindruckend war die
Beobachtung eines kleinen zarten Jungen, der so in der Welt des Gebets
versunken war….so etwas habe ich bei einem Kind noch nicht gesehen.
Der Gottesdienst war ausgefüllt mit herrlichen Gesängen, Livemusik, Gebeten
und einer Predigt, die uns simultan übersetzt wurde.
Nach dem Gottesdienst folgten wir einer Einladung des Pfarrers und es gab
ein gemeinsames Mittagessen, eine nette Geste.

Unsere geplante Impfaktion fiel im letzten Moment trotz guter Vorbereitung
wegen eines Missverständnisse seitens Ngaow leider ins Wasser , das wird
bei meinem nächsten Besuch aber mit Sicherheit nachgeholt.

Auf Wunsch der mitreisenden französischen Freunde fuhren wir mit Ngaow in
eines der Dörfer der Bergvölker, den Ursprüngen der Kinder im Projekt. Es
ist immer wieder wichtig, sich zu verinnerlichen, welche Wurzeln die Kinder
haben, wie chancenlos ihr Leben einmal war und welch‘ grosses Glück sie
haben, bei Childlife eine neue Heimat gefunden zu habe.
In den besuchten Dörfern sieht man immer noch genug Kinder, die diesen Weg
nicht gehen konnten und die ein Leben auf der Schattenseite erwartet….aber
die Kapazität aller Hilfsprojekte im Norden Thailands reicht bei weitem
nicht aus…allein in der Nähe von Chiang Mai sollen 50 Hilfsprojekte
sein…das wurde uns berichtet, als wir ein anderes Kinderprojekt besuchten,
bevor wir in unser Kinderdorf in Mae Sai fuhren.
Die französischen Freunde hatten über ihren Heimatort ein Kinderheim in
Chiang Mai ausfindig gemacht, in dem der Sohn ihres Pfarrers arbeitet und
sie wollten es gern von Chiang Mai aus, unserer 1. Station , besuchen. Ich
schloss mich gerne an, auch neugierig natürlich, wie es in anderen Projekten
so läuft….
Leider waren alle Kinder gerade in der Schule und das Projekt somit
menschenleer….aber ich war völlig überrascht, ein Vergleich mit Mae Sai
ist überhaupt nicht möglich.
Alle Gebäude waren massiv gebaut und neu, entsprechend sauber und intakt, in
den Schlafsälen standen Doppelstockbetten , alle Kinder hatten saubere
Bettwäsche und ein Moskitonetz, es gab einen grossen Speisesaal, einen TV-
Raum , Duschen, Bäder und ein grosses massives Bürohaus für die
Projektleitung….aber die alleralleraller kaum zu glaubende Sensation war
eine neue riesengrosse Kapelle ( Kirche ) mit richtigen neuen Kirchenbänken
aus Holz, einer grossen Orgel , einem beeindruckenden Altar, Wandgemälden
und, und ,und…Es wurde um Spenden für die Komplettierung der einheitlichen
schweren Gardinen gebeten…ich war sprachlos….. und bin umso mehr
überzeugt und auch froh, dass es sich beim Childlife Projekt in Mae Sai um
ganz andere Bedürfigkeiten handelt.
Auch bei diesem Besuch im Juli konnten wir uns wieder davon überzeugen, dass
der Schulbesuch bei den Goldkindern Priorität hat. Wie schon oft konnten wir
eine der Schulen besuchen und wurden vom Direktor stolz durch alle
Klassenräume geführt.
Überrascht waren wir über den technischen Fortschritt, dass es teilweise
Konferenzschaltungen zu Schulen in Bangkok gibt und die Schüler von
zentraler Stelle aus unterrichtet werden.

Zum Abschied hatte sich Ngaow, der übrigens nach wie vor kaum Personal hat,
sondern fast nur von “ Ehemaligen“ unterstützt wird, etwas Besonderes für
uns und seine Helfer ausgedacht…er nannte es Abschiedsparty ..
Es wurde gekocht, gegrillt, es gab Salate und Obst ( was man sich sonst wohl
fast nie leistet ) und es gab Ansprachen, Danksagungen und Musik von einer
älteren CD-Anlage….
Ich war berührt, welche Mühe man sich unter den einfachen und oft widrigen
Umständen uns zu Ehren gab. längst keine Selbstverständlichkeit, wie ich
finde.
Entsprechend flossen dann auch die Abschiedstränen bei allen Beteiligten…

Wie immer könnte ich noch viele Details berichten, aber ich bin mir sicher,
dass ich diese Erlebnisse, die immer unter die Haut gehen, nicht in Worte
fassen kann…es soll nur ein kleiner Einblick und natürlich ein grosses
Dankeschön sein an alle, die so treu und grossherzig die Goldkinder
unterstützen…..es macht mir Mut und natürlich auch viel Freude, den Weg
gemeinsam mit allen Freunden der Goldkinder weiter zu gehen.
Ich bin überzeugt, die Kinder einmal hautnah zu erleben ist ein prägendes
Erlebnis, es verändert das Leben !
Mit diesen dankbaren Gedanken und viel Optimismus mache ich mich also in 4
Tagen auf den Weg nach Thailand, diesmal mit Sachspenden, die meinen grossen
Koffer füllen und mit 2.000 Euro , die wesentlich leichter zu befördern sind
😉

Ich wünsche allen einen nicht allzu grauen Novemberalltag , sage an dieser
Stelle nochmals DANKE und hoffe auf weiterhin warmherzige Unterstützung
unserer Goldkinder in Mae Sai,
Eure Gudrun Daugs, 1. Vorsitzende der “ Goldkinder Mae Sai e. V. „

  • 22. Mai 2015