Goldkinder zu Besuch auf Ko Lanta

Ferien in Lantarosa

Am 31.12. 2008 um 6 Uhr früh war es dann soweit: Die Kinder sind auf Ko Lanta angekommen. Zwei Jungs, zwei Mädchen, zwei Hunde, zwei Betreuer. Jeb, eine der Mitarbeiterinnen des Projekts hatte auf unsere Einladung hin ihren Pkw mit den Kindern, mit Sokran, einem weiteren Mitarbeiter und allerhand Gepäck voll geladen und ist tapfer die 2000 km von Mai Sai bis zur Insel durchgefahren.

im-auto

Und nun hieß das Motto Ferien!

Als die kleinen Personen da über unsere Hausschwelle traten, hatten wir schon leise Bedenken, ob sie es gut aufnehmen würden. Nach dieser langen Reise, weit weg von ihrer gewohnten Umgebung in einem fremden Haus, nur sie und nicht noch 100 andere Kinder und ein bestimmt verstörender Luxus um sie herum… Aber wir fanden schnell heraus, dass diese Sorgen unbegründet waren. Unsere kleinen Gäste schauten sich schon bald ohne Scheu um und untersuchten und probierten sämtliche Einrichtungsgegenstände aus. Neue Geräusche? Neue Gerüche? Andere Gesichter? Ja, durchaus. Beängstigend? Nein, nein. Wir hatten mutige kleine Gäste.

kusche

Die meiste Zeit haben wir am Meer verbracht. Am Strand war es aber auch schön! Man konnte im Sand spielen, im Wasser toben, auf Palmen herumklettern, Muscheln sammeln oder einfach daliegen und zuschauen, wie die Sachen wieder trockneten. Keines der Kinder konnte schwimmen, aber das kann man ihnen ja bei wiederkehrender Gelegenheit beibringen. Hingerissen vom Wind und Wasser, lenkten uns ihre Fragen immer wieder an den Strand und wir machten uns ein Vergnügen daraus, ihren Wünschen zu entsprechen.

baden

Es gab Momente, da waren wir etwas erschrocken. Zum Beispiel, als wir die Kleider der Kinder näher in Augenschein nahmen. Sie besitzen praktisch nur eine Kluft. Abgetragene Sachen und keine Unterwäsche. Ihre Kleider waren auffallend schmuddelig, denn zu Hause im Projekt müssen die Kinder ihre Sachen selber mit der Hand waschen. Also steckten wir ihre Kleider kurzerhand in die Waschmaschine und fuhren mit den Kindern los, ihnen allen ein T-Shirt und Hosen nachzukaufen. Aber auch ihre Essensvorlieben überraschten uns: wir hatten bergeweise Gemüse, Fleisch und Obst eingekauft, um ihnen eine vollwertige Rundumsättigung zu verschaffen. Merkwürdigerweise hielten sich unsere kleinen Gäste da vornehm zurück. Sie aßen am liebsten puren Reis, genauer gesagt Reis mit Chili oder Fischsoße. Wir staunten nicht schlecht, als unsere Besucher zwei kleine Fläschchen davon aus ihrem Handgepäck holten, um den Reis tüchtig nachzuwürzen. Uns schien das Ergebnis ungenießbar. Natürlich versuchten wir daraufhin, sie vom gesünderen und abwechslungsreicherem Essen zu überzeugen, aber dieser Versuch ist gescheitert. Kinder eben.

beimessen

Ansonsten fanden wir unsere kleinen Besucher sehr pflegeleicht: sie sind überaus umgänglich, auch untereinander, und beschäftigen sich selbst. Sie stehen früh auf – auch in den Ferien wohlgemerkt – ziehen sich an, waschen sich selber und spielen. Bis sie dann Hunger bekommen jedenfalls. Man kann sich unsere Überraschung vorstellen, als es morgens um halb sieben an unsere Zimmertür klopfte.

fruhstuck

Ein weiterer Höhepunkt für die kleinen Menschen war der Fernsehapparat. Wie könnte es auch anders sein. Sie wollten natürlich alles sehen, was der Kasten hergab. Wir ließen sie eine Weile gewähren, griffen dann aber doch zu einem Programm, dass mehr auf junge Köpfe zugeschnitten ist.

Insgesamt waren diese sechs Tage eine sehr erlebnisreiche Zeit für uns – mit neuen Entdeckungen, tieferer Bekanntschaft und richtig viel Spaß. Wir hoffen, dass es auch den Kindern etwas gebracht hat. Neben Erholung, gutem Essen, sauberen Kleidern und allerhand Vergnügungen am Meer wünschen wir uns besonders, dass wir ihnen somit ein Stück Fürsorge geben und einen Funken Hoffnung entfachen konnten. Einige Tage lang standen allein sie, ihre Bedürfnisse und Wünsche im Mittelpunkt. Sie hatten das Meer erlebt, Reiseeindrücke gewonnen, einen Fernseher aus nächster Nähe kennen gelernt. Sie dürften ein paar Tage lang völlige Unbeschwertheit genießen. Wir wünschen uns, dass sie dieses Gefühl in sich aufnehmen und zu ihm zurückkehren können, so oft sie wollen.

spielenstrand

Wir jedenfalls werden wiederkommen. Um sie abermals abzuholen.

  • 15. Januar 2009